So werden Familien resilient und stark

Ein Interview zum Thema Familienresilienz mit Monika Reetz

Monika Reetz arbeitet als Pädagogin und systemische Coachin. Bevor sie sich vor fünf Jahren als Coachin selbstständig machte, arbeitete sie als Lehrerin in einer Grundschule. Sie bietet Coaching und Beratung für Eltern und Pädagog*innen. Außerdem leitet sie Kurse rund um das Thema „Resilienz“ / „Familienresilienz“. Monika ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

Auf Monikas Kartenset mit dem Titel „Familienresilienz“ wurde ich auf der Frankfurter Buchmesse 2022 aufmerksam. Der persönliche Kontakt entstand nach dem Online-Resilienz-Kongress im März 2023. Ich freue mich über die Möglichkeit, ein Interview mit Monika über ihr Kartenset und das Thema Familienresilienz führen zu können.

S. K: Liebe Monika, im vergangenen Jahr hast Du neben Deiner Tätigkeit als Coach den Verlag edition.R  gegründet und das Kartenset „Familienresilienz“ herausgebracht. Was war Dein Anlass dafür, dieses Kartenset zu entwickeln?

M. R: Das ist eine gute Frage: Es gab nicht so den „Anlass“. Mein Mann blätterte an einem Samstagnachmittag in der „Psychologie Heute“ und fragte mich: Wie wäre es eigentlich mit einem Kartenset zum Thema „Familienresilienz“? Drei Stunden später waren die ersten drei Karten fertig. Es war wie eine Initialzündung! Danach sind die Ideen „geflossen“…

S. K: Das hat bestimmt Spaß gemacht … Die Entwicklung des Kartensets war also ein Familienprojekt? Wer hat dabei was gemacht? Und wie hast Du die Entwicklungszeit selbst erlebt?

M. R: Es war sehr, sehr aufregend! Mein Mann hatte irgendwann die Idee, selbst einen kleinen Verlag zu gründen, denn andere Verlage sahen das Format „Kartenset“ eher kritisch. Er setzte sich dann sehr mit diesen Themen auseinander, u.a. auch mit dem Bereich der Vermarktung. Das Gründen des Verlages war natürlich absolutes Neuland: Er ist Bauingenieur, ich bin Pädagogin und Coachin… doch wir haben es geschafft! Unsere größere Tochter hat den Bereich Social Media übernommen und kümmert sich um Instagram. Die ganze Familie hat zudem alle Karten immer wieder kritisch gelesen und daran gefeilt.

S. K: An welche Zielgruppen wendet sich das Kartenset?

M. R: In erster Linie wendet sich das Kartenset an Eltern: Meine Idee ist, Eltern mit dem Set etwas an die Hand zu geben, was sie von Anfang an als Familie begleiten und unterstützen kann, zum einen ganz konkret, zum anderen auch auf der Ebene der Haltungen. Viele Karten regen dazu an, mit anderen Eltern in den Dialog zu gehen, sich zu vernetzen und zu stärken. Ich glaube, das ist sehr wichtig und eine enorme Kraftquelle.

Darüber hinaus nutzen das Set mittlerweile auch Erzieher*innen, Therapeut*innen und Coach*innen, die mit Familien arbeiten.

S. K: Das hört sich sehr vielseitig an. Welches Feedback hast Du dazu bisher bekommen?

M. R: Das Feedback derer, die es kennen und nutzen, ist wirklich gut, sowohl von Eltern als auch aus der pädagogisch/therapeutischen Richtung. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen, die anmerken, dass mit diesem Kartenset nicht alle Familien erreicht werden können. Das ist vermutlich immer so, dass nicht alle erreicht werden. Wir haben uns bewusst für diese Art entschieden, wenig Text, keine Zeichnungen, Auswahl ausdrucksstarker Farben, dadurch fühlen sich einige Menschen vermutlich nicht angesprochen, selbst wenn das Thema sie interessiert. 

S. K: Ich bin neugierig: Welche Technik oder welcher Tipp aus dem Kartenset ist Dir selbst besonders wichtig?

M. R: Ich glaube, es sind besonders die Karten rund um das Thema „Kommunikation“. Nach meiner persönlichen und beruflichen Erfahrung ist die Kommunikation sehr, sehr zentral. Vermutlich ist es auch der anspruchsvollste Bereich, denn eine gute Kommunikation bedeutet auch eine gute Selbst-Reflexion und Achtsamkeit.

S. K: Wieso ist Resilienz für Familien eigentlich so wichtig geworden?

M.R: Ich glaube, dass Resilienz für Familien schon immer wichtig war, verändert haben sich eher die Herausforderungen, mit denen sie einen Umgang finden müssen. Sowohl in meiner Ursprungsfamilie als auch in denen von Freund*innen gab es auch früher schon Themen, Probleme und Herausforderungen. Die Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen, waren allerdings weniger verbreitet oder auch das Bewusstsein: Es ist in Ordnung, wenn ich jetzt Hilfe benötige. Besonders durch die Corona-Pandemie ist das Thema „Resilienz“ stark ins Bewusstsein der Menschen gelangt, denn viel fühlten sich sehr auf sich selbst zurückgeworfen.

S. K: In Bezug auf die Stärkung der Resilienz: Was hilft Familien mit kleineren Kindern? Was hilft Familien mit Jugendlichen?

M. R: Ganz allgemein gesagt: Rituale stärken das Leben mit kleinen Kindern ganz entscheidend; ein ritualisierter Alltag ganz wirklich ent-spannend sein! Wenn z.B. gemeinsame Mahlzeiten ein fester Bestandteil des Familienlebens sind, während derer vom Tag erzählt und Dinge besprochen werden können, dann ist das auch noch mit Jugendlichen häufig der zentrale Moment, in dem Begegnung und Dialog noch stattfinden; ansonsten hilft Gelassenheit und Vertrauen, dass die gelegten Grundlagen tragen.

S. K: Wie arbeitest Du eigentlich am liebsten mit Familien bzw. mit Klient/innen?

M. R: Besonders schön finde ich es, wenn Eltern oder andere Klient*innen sich auf einen etwas längeren Prozess einlassen. Dann ist wirklich eine Entwicklung oder Veränderung zu beobachten, das macht mir viel Freude und wird von Klient*innen auch als etwas wirklich Wertvolles erlebt.

S. K: Dieses Erlebnis kenne ich als Coachin auch sehr gut. Es ist wunderbar und wertvoll, wenn so eine Entwicklung passiert! Herzlichen Dank an Dich, Monika, für das Gespräch über Familienresilienz!

Hier geht es direkt zum Kartenset “Familienresilienz” von Monika Reetz

Weitere Infos unter: https://www.monika-reetz.de/

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner